
Heterotopien sind „wirkliche Orte, wirksame Orte, die in die Einrichtung der Gesellschaft hineingezeichnet sind, sozusagen Gegenplatzierungen oder Widerlager, tatsächlich realisierte Utopien, in denen die wirklichen Plätze innerhalb der Kultur gleichzeitig repräsentiert, bestritten und gewendet sind, gewissermaßen Orte außerhalb aller Orte, wiewohl sie tatsächlich geortet werden können»
Michel Foucault, Andere Räume, 1967
FORMATE DES WIR diejenigen Orte in einer Gesellschaft, die deren Struktur ganz oder zum Teil zu ihrem eigenen internen Ordnungsprinzip machen oder dieses interne Ordnungsprinzip gegen angenommene Unordnung in der Gesellschaft wenden. Insofern bilden Heterotopien ein verkleinertes Abbild der oder Gegenbild zur Gesellschaft. Da eine Gesellschaft allerdings nicht wirklich durch eine einzige Metastruktur geordnet, sondern eine Agglomeration verschiedenster, heterogener Machteffekte ist, repräsentieren die Heterotopien genau diese imaginären Metastrukturen und sind insofern «realisierte Utopien», als in ihnen genau jene ideale Ordnung funktioniert, die in der Gesamtgesellschaft immer schon von den heterogenen Kräfteverhältnissen durchkreuzt wird. In Zeiten des neuen Kapitalismus und des veränderten Konsumverhaltens erlebt die Kultivierung der Vergangenheit als Sinnbild und Ausdruck der Sehnsucht nach einer ‚heilen Welt‘, was sich wiederum grandios vermarkten lässt in grossen Konsumtempeln als perfekte Synthese von Alltagswelt und diversen Heterotopien, wo Nostalgie Platz findet. Wirtschaftliche Missstände werden durch idyllische Displays ersetzt. Fest steht, dass sich Idylle in diesem Kontext immer nur mit antiidyllischen Momenten offenbart.
Kunstschaffende: Daniela de Maddalena, Monika Löffel, susanne muller, Marc Reist, Ingrid Suter-Heller, Silvana Yannetta
Multiples, Auflage 10 Stück, mit Beiträgen der Kunstschaffenden
Vorwort Alice Henkes